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"Das Schreiben ist […] nicht nur eine Kulturtechnik, sondern eine komplexe Art zu denken." (S. 11)

Leitfrage 1:

Wie lässt sich diese Aussage begründen? Geh in deiner Antwort sowohl auf die Kulturtechnik ein, wie auch auf die komplexe Art zu denken.

 

mögliche Antwort zu Leitfrage 1:

a)       zur Kulturtechnik:

Schrift zu beherrschen ist in der heutigen Welt so zentral, dass dafür quasi sogar die Institution Schule erfunden wurde. Die allgemeine Schulpflicht hat eigentlich zum Ziel, sicherzustellen, dass alle Mitglieder einer Gesellschaft lesen und schreiben lernen. Nur wer lesen und schreiben kann, kann an Bildung teilhaben, kann an gesellschaftlichen Prozessen mitwirken und sowohl persönlich, wie auch sozial und wirtschaftlich ein selbstbestimmtes Leben führen.

Die Erfindung der Schrift hat erhebliche Auswirkungen auf die Denkweise und Struktur der sie nutzenden Gesellschaft und deren Entwicklungspotenzial. Denn durch die Schrift kann das Wissen von Einzelnen gesichert und somit angehäuft und der Gesellschaft auf Dauer verfügbar gemacht werden. Literale Gesellschaften – also soziale Gruppen, die über Schrift verfügen – speichern alles, was ihnen an Gedanken, Wissen und Erfahrung wertvoll, wissens- und aufbewahrenswert erscheint, in schriftlicher Form. Dies ist die Basis für eine kontinuierliche kulturelle Weiterentwicklung. Schrift erbringt somit eine Art "Speicherfunktion" für eine gesamte Gesellschaft und macht den Austausch über Wissen unabhängig von Ort und Zeit möglich.

 

b)      zur komplexen Art des Denkens

Die schreibende Person sollte immer reflektieren, inwiefern ihr Text für einen (nicht anwesenden) Leser verständlich ist. Diese Notwendigkeit, den Adressaten immer im Blick zu behalten und sich beim Schreiben auf ihn einzustellen, hat enorme Folgen auf den Schreiber selbst. Es wirkt sich auf sein Denken, insbesondere auf seine Fähigkeit abstrakt denken zu können aus. Schreiben wird somit zu einer besonderen Form des Denkens.

Der eigentliche Akt des Schreibens trägt darüber hinaus dazu bei, dass sich Gedanken (weiter-)entwickeln. Schreiben erhält somit eine Wissen erzeugende (epistemische) Funktion. Gewisse Forscher gehen davon aus, dass durch Schrift das Denken verlangsamt wird und dadurch das Entwickeln, Ordnen und Verstehen von neuen Gedanken erst möglich wird.

Der Adressat kann immer auch der Schreiber selbst sein. Wer 'für sich selbst' schreibt, muss lernen sich selbst distanziert zu analysieren, was wiederum die Selbstwahrnehmung erhöht, die Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung fördert und psychisch entlastend wirken kann.

Wer schreibt tritt in eine Art Dialog mit sich selbst, sodass der Schreibprozess sein Denken beeinflusst und die Sicht auf das Thema, über das er schreibt, verändert. Geschrieben wird, um sich mit einem Sachverhalt auseinanderzusetzen und um die eigenen Gedanken zu ordnen und zu verstehen. Das Schreiben ist also nicht mehr nur ein Hilfsmittel zur Herstellung des Textes, sondern wird selbst zum Werkzeug des Denkens. Abgesehen ist Schreiben das zentrale Werkzeug zum Lernen und (im schulischen Kontext) zur Wissensüberprüfung.

All das bedeutet, dass die Fähigkeit, schreiben zu können zum Schlüssel für Bildung allgemein ist.

 

Leitfrage 2:

In einen gelungenen Text (lat. textus = Gewebe) ist im besten Falle ein "roter Faden" eingewoben. Erkläre anhand des Flussdiagramms auf S. 29 (Abb.8) was es für einen verständlichen Text alles zu berücksichtigen gibt.

 

Mögliche Antwort zu Leitfrage 2:

Der Text von S. 26 (Mitte) bis 34 oben gibt Antwort darauf, wie das Diagramm zu lesen ist und was die einzelnen Begriffe bedeuten.


Zuletzt geändert: Samstag, 3. September 2022, 14:36